Die bayerische Zeit
 
 
Die Zeit zwichen 1803 und 1814, als Breitenbrunn zum Fürstentum Aschaffenburg gehörte, ist in diesem Abschnitt mit beschrieben.
"Durch die Säkularisation wurde 1803 das Erzstift Mainz aufgelöst, Breitenbrunn gehörte seitdem bis 1814 zum Fürstentum Aschaffenburg, war aber weiterhin dem Vogteiamt Stadtprozelten zugeordnet, das ab 1811 als Distriktsmairie bezeichnet wurde. 1814 kam der Ort mit dem Fürstentum Aschaffenburg an Bayern, das ein Landgericht Stadtprozelten bildete, dies aber bereits 1815 in ein Herrschaftsgericht des Grafen von Reigersberg (zu Fechenbach) umbildete, bis es 1818 wieder unmittelbares bayerisches Landgericht wurde. Als dieses 1828 aufgelöst wurde, kam Breitenbrunn an das kgl. Landgericht Klingenberg, 1853 zum neuerrichteten Landgericht (später Amtsgericht) Stadtprozelten. Seit 1925 gehört es zum Amtsgericht Miltenberg. Seit der Trennung von Justiz und Verwaltung unterstand es ab 24.2.1862 dem Bezirksamt bzw. im 20.Jahrhundert dem Landgericht und Landkreis Marktheidenfeld, seit 1972 dem Landkreis Miltenberg."

"Sieht man vom Gußhof ab, der immer eine Sonderrolle spielte, so waren die Breitenbrunner nie reiche Bauern. Ihre Äcker liegen im wesentlichen an den Hängen und ihre Besitzungen waren und sind relativ klein. Besitzgrößen von 2 bis 5 ha herrschten in der ersten Hälfte des 20.Jahrhunderts vor. Das Anwesen mit zwei Kühen, die auch als Zugtiere verwendet wurden, bestimmte das übliche Bild auch des vergangenen Jahrhunderts. Der Weinbau hat kaum jemals eine Rolle gespielt, im Gegesatz zu den benachbarten Maindörfern. Dagegen weisen die Quellen darauf hin, daß der Anbau von Gespinstpflanzen und Hülsenfrüchten früher ein wichtiger Wirtschaftsfaktor war.
Eine besondere Tradition im Dorfe Breitenbrunn war der Spessartschweinetrieb. Er spielte sicherlich in der Landwirtschaft des mit Gütern nicht allzu gesegneten Ortes eine große Rolle, denn er ersparte den Bauern in den meisten Monaten des Jahres die Sorge um die Fütterung der Schweine. Dieser Schweintrieb in den Spessart ist schon für das Mittelalter bezeugt."

"Genauere Einblicke in die Situation Breitenbrunns erhalten wir erst wieder aus einer Zeit, in der das Alte Reich zerbrochen ist. Der neue Fürstprimatialstaat Aschaffenburg war - nach französischem Muster - eifrig bemüht, genaue Statistiken über Bevölkerungsverhältnisse und Wirtschaft in den einzelnen Dörfern anzulegen."

"In der ersten großen Landesstatistik von 1808 wird ersichtlich, daß Breitenbrunn keine Weinberge besitzt (wobei freilich durchaus die Möglichkeit besteht, daß Breitenbrunner Bürger in der Gemarkung Faulbach den einen oder anderen Weinberg hatten). Da die wesentlich kleinere Gemarkung Breitenbrunns genausoviel Obstwein (Apfel- und Birnenwein) produziert wie Faulbach, aber im gegensatz zu Faulbach nur die Hälfte davon benötigt, dürfen wir davon ausgehen, daß der Obstbau in der Flur eine große Rolle gespielt hat. Der Weizenanbau um 1808 ist fast doppelt so hoch wie in Faulbach; höher als im Nachbarort Faulbach ist ferner der Anbau von Erbsen, Linsen, Leinsamen, Kartoffeln, Sprung, Ohmet und Futterstroh. Dabei muß man berücksichtigen, daß Faulbach eine viel größere Acker- und Wiesenfläche hatte. Auch die Viehstatistik Breitenbrunns ist sehr interessant. Da in ihr aber der Gußhof mit aufgenommen ist, gewinnen wir keinen klaren Überblick über den durchschnittlichen Viehbesitz einer Familie im Dorf.
 
Wenn Breitenbrunn 1808 48 Bürger und drei Witwen hatte, d.h. also rund 50 Haushaltungen, dann sind für diese Zahl 6 Pferde, 36 Ochesen, 61 Kühe und 10 Rinder nicht viel. Vielleicht wird man sagen können, daß die meisten Familien ein bis zwei Kühe besaßen, die auch der Feldarbeit dienten.
Geht man von einem vollen Ochsengespann aus, dann hatten immerhin 18 bäuerliche Betriebe je zwei Ochsen. Da in der Statistik nur eine Ziege angegeben wird, dürfen wir annehmen, daß die unteragrarische Bevölkerung in Breitenbrunn (=Menschen, die nicht von der Landwirtschaft lebteb) kaum eine Rolle spielte. Dem entspricht auch die Tatsache, daß es hier nur relativ wenige Handwerker gab: 1 Bäcker, 5 Leieweber, 1 Müller, 2 Schmiede und 2 Wagner.
Heute hat sich natürlich Breitenbrunn schon weitgehend vom Bauerndorf zum Arbeiterdorf gewandelt, die Landwirtschaft wird meist nebenbei betrieben. Immerhin waren um 1938 noch 60 bis 70% der Bevölkerung ganz in der Land- und Forstwirtschaft beschäftigt, während damals in Faulbach, Hasloch und Kreuzwertheim nur 30 bis 40%, in Dorfprozelten gar nur 20 bis 30% in Land- und Forstwirtschaft arbeiteten." (Störmer, 1983, gekürzt)


<< zurück