Der Ortsname
Breitenbrunn - der Name ist nicht gerade selten. Im Ortsverzeichnis Deutschlands findet er sich, zusammen mit den gleichbedeutenden Varianten Breitbrunn, Breitenborn, Breitenbronn und Breitenbrunn, gleich vierzehnmal. Diese Häufung ist verständlich, denn Wasser spielt im Leben der Menschen eine ganz entscheidende Rolle. Hier geht es aber nicht allgemein um Wasser. Es ist eine reich sprudelnde Quelle namengebend, die zudem auf einer Verebnung entspringt. In der Entstehungszeit des Ortsnamens bedeutete Breite oder Gebreite eine ebene, große Feldfläche, von vielen Morgen Ausdehnung (Six 1932). Diese Situation findet sich an der Mündung des Faulbachs in das einstige Maintal, das den Grohberg umzieht.
 
Die ersten Ansiedler
 
Günstige Winde während der Eiszeiten haben über diese Geländeverebnung zudem eine Lößschicht gelagert. Daraus bildete sich durch verwitterung fruchtbarer Lößlehm, der den ersten Siedlern günstige Verhältnisse für eine landwirtschaftliche Nutzung bot. Im Maintal zwischen Wertheim und Miltenberg ist nur in der Umgebung von Breitenbrunn Lößlehm erhalten geblieben. Wann sich die ersten Menschen ansiedelten und wer dies eventuell veranlaßte, ist nicht bekannt. Es fällt aber auf, daß bisher kein Besitz eines frühmittelalterlichen Klosters im Ort festgestellt werden konnte und im wesentlichen auch allein der (jeweilige) Dorfherr Herr über Grund und Boden in Breitenbrunn war. Das deutet auf einen planmäßigen Siedlungsakt hin, d.h. es wurde Menschen befohlen den Wald zu roden und sich dort niederzulassen. Wahrscheinlich waren wirtschaftliche Gründe dazu maßgebend. Aus einem landwirtschaftlich genutzten Gebiet war ein höherer Gewinn zu erzielen, als aus einer Waldfläche.
 
Es fällt auf, daß in der Anfangszeit der Besiedlung zwei große Herrschaftshöfe im Bereich Prozelten lagen: Der Gußhof (ehemals Gysubelhof genannt) bei Breitenbrunn und der Häuserhof in der Nähe von Faulbach. Dieser Häuserhof existiert nicht mehr. Man kennt auch seine genaue Lage nicht.
 
Die Gemarkungsbezeichnung "Hoffeld" (nordwestlich des Bahnhofes) dagegen ist erhalten geblieben und gibt einen Hinweis auf den Standort des Hofes. Beide Höfe lagen nahe bei der Gemarkung (Stadt) Prozelten.
Vergleicht man die Lage der beiden Höfe mit anderen Siedlungen in Spessart und Odenwald, so kann man annehmen, daß sie die ältesten Ansiedlungen im Raum Breitenbrunn - Faulbach waren. Diese herrschaftlichen Fronhöfe hatten große landwirtschaftliche Nutzflächen, auf denen eine ganze Anzahl von Knechten und Mägden arbeiten mußten. Es waren Gutshöfe, um die bald auch kleinere bauernhäfe angelegt wurden. Diese Bauernhöfe nannte man in Faulbach, wie auch in anderen Maintalsiedlungen, Huben. In den Rodungsdörfern Breitenbrunn, Neuenbuch und Altenbuch wurden sie als Lehen bezeichnet. "Und diese Huben und Lehen waren offensichtlich verpflichtet, bestimmte Dienste auf dem Hof, dem sie zugeordnet waren, zu leisten" (Störmer 1983).
 
Bleibt zu erwähnen, daß die Bauernhöfe in den Orten Altenbuch, Neuenbuch und Breitenbrunn niemals als Huben bezeichnet werden im Gegensatz zu denen im Maintal. Dies spricht für eine etwas spätere Besiedlung.
Der Verwalter (Maier) des Gußhofes müßte demnach auch die Rodung und Besiedlung Breitenbrunns organisiert haben. Als erster Herr dürfte Timo von Prozelten gelten. Er war 1127 Vogt (weltlicher Verwalter) des Stiftes St.Peter und Alexander in Aschaffenburg, dem weite Bereiche des Spessarts gehörten. Breitenbrunn ist mit großer Wahrscheinlichkeit im 12. Jahrhundert gegründet.worden.
 
Anfangs waren es nur wenige Höfe, die sich an einer Straße aneinander reihten. Die Felder schlossen als lange Streifen an die einzelnen Höfe an. Allerdings scheint die für den Spessart typische Waldhufensiedlung, wie sie in Oberaltenbuch (8 Güter), Unteraltenbuch (24 Güter) oder Wildensee (12 Güter, vgl.Denzer 1996) angelegt war, in Breitenbrunn nicht Ausgangsplan gewesen zu sein. Es fehlen die Spuren der alten Wegführungen.

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